Technica

News Grüsse aus dem Libanon

Inmitten der Corona-Pandemie erfindet Technica den AmbuVent. Ein Beatmungsgerät, dessen Teile auf Bystronic Lasermaschinen geschnitten werden. Doch der Libanon wird von einer weiteren Krise geschüttelt. Wir treffen erneut den Geschäftsführer Tony Haddad.

Tony Haddad ist ein Patron der alten Schule, der sich um seine Mitarbeitenden sorgt und Leadership mit Visionen und Nachhaltigkeit verbindet. Und das in einem Land, das von Krisen geschüttelt ist. Doch die Libanesen stehen immer wieder auf und erfinden sich neu. Als Bystronic im Frühling für das Kundenmagazin Bystronic World beim Kunden Technica zu Besuch war, berichtete der Geschäftsführer Tony Haddad von der neusten Erfindung – dem «AmbuVent». Ein Beatmungsgerät, dass seine Mitarbeitenden innert kürzester Zeit entwickelt haben und Teile dafür auf der Bystar Laser zugeschnitten werden. Die Idee zum «AmbuVent» entstand während der Corona-Pandemie, doch diese rückte am 4. August schlagartig in den Hintergrund. Plötzlich blickte die ganze Welt geschockt nach Beirut: Eine Explosion im Hafen zerstörte weite Teile der Hauptstadt und kostete vielen Menschen das Leben. Eine weitere Tragödie mit neuen Fragen, die uns Tony Haddad beantwortet. Wir haben uns erneut mit ihm getroffen – diesmal virtuell, per Videokonferenz.

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Tony Haddad, Geschäftsführer Technica, auf dem eigenem Basketball Court der Firma in Bikfaya, Libanon.

Tony Haddad, Geschäftsführer Technica, auf dem eigenem Basketball Court der Firma in Bikfaya, Libanon.

«Wir wollen einen Change»

Man hört es, Tony Haddad hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Obwohl er bedenkt: «Wir wissen nicht, ob wir schon am Boden liegen, oder ob es noch weiter in die Hölle geht». Er erzählt von den Krisen der letzten Jahrzehnte und dazu reichen ihm die Finger an einer Hand nicht aus. Die Explosion Anfang August erschütterte das Land erneut: «Wir hatten immer Kriege und Krisen und wir haben eine Widerstandskraft entwickelt. Wir sind Kämpfer», unterstreicht Tony den Zusammenhalt der libanesischen Gesellschaft.

Die Menschen leiden. Die Wirtschaft leidet. Die Libanesen wollen einen Change – sie wollen eine Veränderung bewirken. Rückblickend auf den 4. August meint Tony Haddad: «Ich habe auf einen Weckruf gehofft. Denn die Explosion an sich ist nicht die Schande. Die Schande ist, dass nach der Explosion nichts passiert ist».

1982 gründete Tony Haddad die Firma Technica. Er hatte eine Vision: «Ich wollte Maschinen im Libanon herstellen und sie in die ganze Welt verkaufen».

1982 gründete Tony Haddad die Firma Technica. Er hatte eine Vision: «Ich wollte Maschinen im Libanon herstellen und sie in die ganze Welt verkaufen».

«Du bist verrückt»

Bekundungen kamen Anfang August aus aller Welt. Denn Tony Haddad hat in den letzten Jahrzehnten ein international tätiges Unternehmen aufgebaut. Er nahm und nimmt das Zepter selbst in die Hand – so wie 1982, als er seine Vision umsetzte: «Ich wollte Maschinen im Libanon herstellen und sie in die ganze Welt verkaufen», und das mitten im Krieg. Alle rieten ihm ab: «Jeder sagte mir, du bist verrückt – tu das bloss nicht!» Aber er hörte nicht hin und zog seinen Plan ohne jeglichen Business Plan durch. «38 Jahre später sind wir Zulieferer von multinationalen Unternehmen. Wir haben unter anderem Aufträge aus Mexiko, Russland, Peru und Afrika».

Und wieder eine Krise – wie erklärt man das den Mitarbeitenden?

Doch bis Tony Haddad Kunden auf fast allen Kontinente hatte, war es ein langer Weg: «Ich war erst 30 Jahre alt, als ich die Firma gründete. Ich wollte den Menschen hier Arbeit geben, damit sie nicht ins Ausland abwandern», und heute beschäftigt er rund 200 Mitarbeitende, für die und deren Familien er sich verantwortlich fühlt. Er versteht ihre Sorgen und die Existenzängste sind sehr gross: «Wir beruhigen sie, indem wir ihnen die Situation erklären. Wir lügen sie nicht an. Es ist eine Krise, mit der wir konfrontiert sind und wir sagen ihnen, was wir tun müssen. Und, wie das für sie, für ihre Familien, für Technica und für unser Land positive Auswirkungen haben wird».

Als Unternehmer denkt Tony Haddad weiter. Es geht nicht nur darum, die aktuelle Situation zu bewältigen, sondern auch eine Strategie für die Zukunft parat zu haben.

Zum jährlichen Baumpflanzen nehmen die Mitarbeitenden ihre Familien mit. Technica pflanzt im Namen jedes Kunden einen Baum, wenn er eine Bestellung ab EUR 100'000 aufgegeben hat: «So können wir eine Verbindung zwischen uns und den Kunden schaffen», ist Tony Haddad überzeugt.

Zum jährlichen Baumpflanzen nehmen die Mitarbeitenden ihre Familien mit. Technica pflanzt im Namen jedes Kunden einen Baum, wenn er eine Bestellung ab EUR 100'000 aufgegeben hat: «So können wir eine Verbindung zwischen uns und den Kunden schaffen», ist Tony Haddad überzeugt.

Global denken, lokal agieren

Heute liefert Technica Automationslösungen in die ganze Welt. Tony Haddad ist es wichtig, eine Beziehung zu seinen Kunden aufzubauen. Deshalb pflanzt Technica im Namen jedes Kunden einen Baum, wenn er eine Bestellung ab EUR 100'000 aufgibt. Anhand der GPS Daten können die Kunden beobachten, wie ihr Baum im Libanon wächst. «So können wir eine Verbindung zwischen uns und den Kunden schaffen». Über zweitausend Bäume hat Technica in den libanesischen Wäldern bereits angepflanzt. Dies steht für Tony Haddad im Einklang mit dem Kulturelement «CSV» (creating value to our community) – einen gemeinsamen Wert für die Gemeinschaft schaffen.

Und es sollen noch mehr Bäume werden, denn Technica will weiterwachsen und mit der Strategie 2025 «go global, go digital and go lean» neue Länder und Märkte zusammen mit seinen Mitarbeitenden erschliessen: «Auch hier zeigen wir ihnen, wie wir gemeinsam wachsen wollen. Wir eröffnen eine Niederlassung in Polen und ich habe das gleiche auch in Kanada vor. Das «Internet der Dinge» unterstützt uns bei digitalen Lösungen. So haben wir schlanke Prozesse und können schnell im Markt agieren».

Der AmbuVent ist ein zugelassenes Beatmungsgerät, das auf einer Bystronic Lasermaschine hergestellt wird: so können hunderte Ventilatoren pro Monat produziert werden. Denn als sich Anfang 2020 die Nachrichten aus Italien überschlugen, entschied sich Technica, Beatmungsgeräte herzustellen.

Der AmbuVent ist ein zugelassenes Beatmungsgerät, das auf einer Bystronic Lasermaschine hergestellt wird: so können hunderte Ventilatoren pro Monat produziert werden. Denn als sich Anfang 2020 die Nachrichten aus Italien überschlugen, entschied sich Technica, Beatmungsgeräte herzustellen.

Aus einer Idee entsteht ein Beatmungsgerät

Schnell auf Veränderungen reagieren und neue Wege zu gehen, ist die Stärke von Technica. Denn als sich die Nachrichten aus Italien Anfang 2020 überschlugen, liessen Tony Haddad die Bilder nicht mehr los. Kurzerhand entschied er sich, Beatmungsgeräte herzustellen und setzte dafür Software- und Maschinenbauingenieure für zwei Wochen ein. Tag und Nacht tüftelten sie und entwickelten den «AmbuVent», der schliesslich im Oktober von der amerikanischen Universitätsklinik zertifiziert wurde und zur Lebensunterstützung von Patienten in Krankenhäusern eingesetzt wird, erzählt Tony Haddad stolz und lächelt in die Kamera.

An dieser Erfindung wird Technica nichts verdienen. Sollte die Nachfrage da sein, wird Tony Haddad das Gerät zum Selbstkostenpreis den Spitälern abgeben. Ein zugelassenes Beatmungsgerät, das auf einer Bystronic Lasermaschine hergestellt wird: so können hunderte Ventilatoren pro Monat produziert werden. «Die Partnerschaft mit Bystronic ist sehr gut. Ihr unterstützt uns, habt eine Antwort auf unsere Bedürfnisse und die Qualität stimmt. Und ich bin sicher, dass auch die nächste Maschine eine von Bystronic sein wird». Tony Haddad hat Wort gehalten und im November den Vertrag für einen Stickstoffgenerator unterschrieben.

«Wenn ich einen Wunsch frei hätte…»

Tony Haddad betont es während des Gesprächs immer wieder: «Es geht uns gut. Wir kommen zurecht». Die Explosion im Hafen von Beirut war kein Zufall «Die Explosion war ein Schock. Zum Glück sind wir vom Hafen weit genug entfernt. Doch viele Menschen litten. Viele Menschen starben. Viele Menschen verloren ihr Zuhause». Er hoffte auf den Weckruf, denn genug ist genug. Doch die Menschen vergessen schnell. Sie passen sich an.

Tony Haddad wird nachdenklich und es wird ruhig am Bildschirm. Zum Abschied sagt er: «Weisst du, ich habe 2002 einen Artikel geschrieben, den ich kürzlich in meinen Unterlagen wiedergefunden habe Ich habe einen Traum, in einem Land zu leben, in dem man weiss, dass der Mensch einen Wert hat. Ich wünsche mir, dass der Libanon wieder die Schweiz des Nahen Ostens wird, wo wir eine schöne Zeit haben können, so wie in den 70iger Jahren».

Technica beschäftigt heute rund 200 Mitarbeitende und fühlt sich für sie sowie auch deren Familien verantwortlich. Gemeinsam einen Wert für die Gemeinschaft schaffen (CSV) lautet das Kredo und so wurden schon über 2'000 Bäumen in den libanesischen Wäldern von den Mitarbeitenden mit ihren Familien gepflanzt.

Technica beschäftigt heute rund 200 Mitarbeitende und fühlt sich für sie sowie auch deren Familien verantwortlich. Gemeinsam einen Wert für die Gemeinschaft schaffen (CSV) lautet das Kredo und so wurden schon über 2'000 Bäumen in den libanesischen Wäldern von den Mitarbeitenden mit ihren Familien gepflanzt.

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